ein weihnachtliches Special

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Thomas Witzer

Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Ich lasse es aus Sicht des Podcast kurz etwas Revue passieren und als kleine weihnachtliche Zugabe lese ich euch ein Gedicht meiner Heimat vor. Natürlich in dem dort üblichen Dialekt

In dieser Episode habe ich folgende Samples von Freesound.org verwendet:
Light Match von Jonesen
Fireplace von Inchadney

De heile Nocht

von Markus Holter
reinterpretiert in der Schriftsprache von Thomas Witzer

Es ist wenn man es genauer betrachtet, eine schöne
Sache die Heilige Nacht. Draußen pfeift der Wind,
dickt fällt der Schnee wie es halt im Winter üblich ist,
man weiß es ja.

Aber schaut euch noch ein wenig um drinnen in der
warmen Stube: Die Kinder hüpfen und springen
und lärmen und singen. Die Wangen glühen ganz rot vor Freude,
als wie ein Garten voller Rosen. Wie könnte es denn auch
anders sein es kommt ja das Christkind und legt uns
Geschenke hin.

Eine Nacht vergiss ich jedoch nie, auch wenn ich stein alt werde.
Es war eine wahre heilige Nacht, das Christkind hat uns etwas
genommen und nicht gebracht. Gell Leute, da schaut ihr, hört
noch ein wenig zu, bis zur Mette haben wir noch Zeit genug.
Ein Kind war ich, freilich schon eine lange Zeit her aber
es geht nichts über eine Kinderfreude. Und wenn Weihnachten
kommt werde ich für ein paar Stunden wie ein junges Kind.

Da Vater ist mit dem Pferd in die Stadt gefahren, so ist er
es gewöhnt seit vielen Jahren. Und wie er fort ist, haben wir
gejammert und gebittet: Ach Vater bring uns doch etwas mit.
Da Vater hats angedeutet und wir habens uns gedacht, dass
er von der Stadt sicherlich nicht leer nach Hause kommen wird.
In der Nacht haben wir einen Rosenkranz gebetet, ich habe mich
beeilt, denn wir Kinder haben schon so sehnsüchtig auf unseren Vater
gewartet.

Auf einmal fängt der Hund zu bellen an, wir laufen alle zur Tür,
und ich ganz vorne dabei. Ich hätte mich zu wetten getraut, dass
es niemand anders als der Vater sein kann. Und er war es, oh was
für eine Freude! Wir sind vor lauter Freude gesprungen.

Er geht in die Stube, das Gewand weiß vom Schnee, die Haare
und der Bart voll lauter Eis. Na sagt die Mutter, du kommst aber
ordentlich spät. Du hattest doch hoffentlich keinen Unfall?

Da beginnt der Vater zu reden, ja meine Frau ich bin heute
ganz schön lange unterwegs gewesen. Und Kinder hört mir zu,
dass ist kein Spaß. Heute hab ich gar nichts, mir wird kalt und warm.

Nein Vater sag uns das nicht, mein Bruder beginnt gleich zu weinen.

Bist du verrückt, sagt der Vater zu mir, was kann denn schließlich
ich dafür, wenn das Christkind kommt und eure Sachen wegnimmt?

Das Christkind? Wir schauen ihn mit großen Augen an. Ja, sagt der
Vater, es ist damit auf und davon. Und damit ihr es mir glaubt,
möchte ich euch erzählen wie die Geschichte passiert ist.

Ihr kennt die Stelle wo man aus dem Wald herauskommt,
wo der Wind immer eisig kalt ist. Da steht in der Mitte neben einem
Garten dem Peter sein Haus. Er und Sie sind brave Leute, man
hört sie nie streiten, arbeiten und plagen sich halb zu tode und
schaffen es nicht die Kinder mit dem täglichen Brot zu
ernähren.

Ich fahre gerade am Haus vorbei, da steht der Peter vor
seiner Tür, aber ganz traurig und niedergeschlagen.
Wart, denk ich, den muss ich jetzt fragen: Guten Abend
Peter, wie gehts dir denn? Aber anstelle zu reden, beginn
er zu weinen. Mein Herr, sagt er, mit mir ists aus, keinen
Bissen Brot im ganzen Haus. Dazu ist meine Freu
sterbenskrank. Stirbt sie, müssen die Kinder und ich
auch verenden. Das ist eine traurige heilige Nacht!
Der Pfarrer hat schon die Krankensalbung gebracht,
gut möglich, dass das Christkind den Kindern die
Mutter wegnimmt. Was fang ich mit all dem an? Mit
mir ist es aus, ich bin ein geschlagener Mann.

Nein, sag ich, Peter das darfst du nicht sagen,
ein christlicher Mann darf nicht gleich aufgeben.
Muss ich doch schnell mal rein schauen. Ich steige
ab und binde das Pferd an den Zaun an. Was hab
ich wohl drinnen gesehen, du lieber Gott. Nichts
als Elend und bittere Not! Die Kinder ohne
Gewand, im Bett die kranke Frau. Mir hat es das
Herz umgedreht. Mit Tränen in den Augen hab
ich sie gesehen, da ich den Leuten nicht helfen
kann.

Doch da schenkt mir das Christkind einen
Gedanken, es kann nicht anders gewesen sein.
Ich hab ja in meinem Fuhrwerk viele Sachen:
neue Schuhe und ein warmes Wintergewand
und – das hätte ich fast vergessen – die
besten Sachen zum Essen! Und wenn mich
meine Kinder fragen, hab ich mir gedacht, ich
erzähle ich hätte alles dem Christkind geschenkt.
So werden auch sie damit zufrieden sein und
sind sie es nicht, kauf ich halt noch einmal ein.
Wenn ihr, meine Kinder, die Freude in den Augen
der Leute gesehen und die Danksagungen gehört
hättet, ihr würdet euch nichts anderes mehr
wünschen und sagen: Gesegnet sei es euch,
bei Gott dem Herrn. Sehts, so ist es gewesen,
darum hab ich euch nicht mitgebracht, es ist auch
so eine wahr heilige Nacht.

Dem Vater blieb der Atem weg, uns stiegen die
Tränen in die Augen, um den Hals sind wir ihm
gefallen. Wir haben ihn umarmt und an uns
gedrückt eine gute viertel Stunde und von ganzen
Herzen für diese Gabe gedankt. Und geschlafen
haben wir diese Nacht so gut, es wird wohl das
“wohl tun” sein, dass uns so wohl tut. Diese
heilige Nacht vergess ich nie, auch wenn ich
steinalt werde. Diese Nacht vergess ich mein
ganzes Leben nie.